Hieronymus

Hieronymus
Hi|eronymus,
 
Sophronius Eusebius, lateinischer Kirchenvater und -lehrer, * Stridon (Dalmatien) um 347, ✝ Bethlehem 30. 9. 419 (420?); studierte ab etwa 354 in Rom Grammatik, Rhetorik und Philosophie und ließ sich gegen Ende seiner Studienzeit dort taufen; lebte 375-378 als Einsiedler in der Wüste Chalcis (bei Aleppo), wo er Hebräisch lernte; wurde 379 zum Priester geweiht. Während eines Studienaufenthaltes in Konstantinopel (380/81) hörte er Vorlesungen bei Gregor von Nazianz und lernte das Werk des Origenes kennen, dessen Auffassungen er lange Zeit teilte und leidenschaftlich (meist in harter und unversöhnlicher Art) in Briefen und Streitschriften verteidigte. 382 kam Hieronymus nach Rom und wurde Sekretär Papst Damasus' I. Nach dessen Tod verließ er 385 Rom und leitete in Bethlehem ein Männerkloster und drei Frauenklöster. - Hieronymus zählt zu den bedeutendsten Gelehrten seiner Zeit. Seine wichtigste Leistung war die von Papst Damasus I. angeregte Revision des lateinischen Bibeltextes, später Vulgata genannt. 392 verfasste er mit dem christlichen Schriftstellerkatalog »De viris illustribus« (»Berühmte Männer«) die erste christliche Literaturgeschichte. Daneben verfasste Hieronymus exegetische Schriften und Homilien und übersetzte griechische Werke ins Lateinische. - Heiliger (Tag: 30. 9.).
 
In der bildenden Kunst erscheint der heilige Hieronymus in Autorenbildern karolingischer Bibeln; eine szenische Darstellung (Abreise des heiligen Hieronymus aus Rom) enthält die Vivian-Bibel (843-845; Paris, Bibliothèque Nationale de France). Seit dem 12. Jahrhundert werden Motive aus seiner Legende wiedergegeben, der zufolge Hieronymus einen Löwen zähmte, indem er dessen Pranke von einem Dorn befreite. Der Löwe wurde in der Folgezeit zu seinem Attribut (neben Kardinalskleidung, Buch, Taube, Totenkopf und Stein). Als Gelehrter in einer Studierstube tritt Hieronymus u. a. bei Antonello da Messina (um 1456; London, National Gallery), J. van Eyck (1442; Detroit, Institute of Arts) und in dem berühmten Kupferstich von A. Dürer »Der heilige Hieronymus im Gehäus« (1514) auf. Diese Gestaltungsweise wurde besonders von den Humanisten geschätzt (»Albrecht von Brandenburg als heiliger Hieronymus« von L. Cranach dem Älteren, 1527; Berlin, Gemäldegalerie). Als Kirchenvater erscheint er v. a. auf Flügelaltären (Kirchenväteraltar von M. Pacher, um 1480; München, Alte Pinakothek), als Büßender in Sacra-Conversazione-Darstellungen (I. da Pontormo, um 1520; Florenz, Uffizien). Der Barock bevorzugte das zuvor schon von Leonardo da Vinci (um 1480; Rom, Vatikanische Sammlungen), Hieronymus Bosch (Gent, Musée des Beaux-Arts), A. Altdorfer (1507; Berlin, Gemäldegalerie) u. a. aufgegriffene Motiv des in einer Einöde büßenden Hieronymus (P. P. Rubens, 1615, und A. van Dyck, vor 1620; beide Dresden, Staatliche Kunstsammlungen); in Italien und Spanien wurde gelegentlich auch die Versuchung des Hieronymus dargestellt (F. de Zurbarán, 1638-39; Guadalupe, Kloster).
 
Ausgabe: Des heiligen Kirchenvaters E. Hieronymus ausgewählte historische, homiletische und dogmatische Schriften. Deutsche Übersetzung von L. Schade, 3 Bände (1914-36).
 
 
G. Grützmacher: H. (Neuausg. 1986).

Universal-Lexikon. 2012.

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